- Tim
Review: Lufthansa Business Class 787-9 MUC - FRA
Ein weiteres unerwartetes Highlight meiner Reise war die Gelegenheit, endlich die Business Class im Dreamliner der Lufthansa 787-9 zu testen. Ursprünglich hatte ich einen Direktflug von München nach Dubai mit Lufthansa gebucht, doch nachdem dieser storniert wurde, bot mir die Airline an, über Frankfurt nach Dubai zu fliegen. Als ich dann entdeckte, dass der Flug von München nach Frankfurt mit dem neuen Dreamliner durchgeführt wird, zögerte ich nicht und nahm die Umbuchung an. Wie mir das ‘neue’ Business Class-Produkt von Lufthansa gefallen hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis
1. Intro
3. Check-in
5. Flugdaten
10. Fazit
2. Buchung & Meilen
Wie bereits erwähnt, hatte ich ursprünglich einen Direktflug mit Lufthansa von München nach Dubai gebucht. Da Dubai zur Nahost-Zone von Miles & More zählt, beträgt der Meilenpreis hierfür nur 35.000 Meilen. Ein unschlagbar guter Preis für einen 6- bis 7-stündigen Langstreckenflug, besonders im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften. Hinzu kommen noch 230 Euro Steuern und Gebühren.
Es sei auch erwähnt, dass man nicht nur auf Lufthansa beschränkt ist. Gerade von Europa in den Nahen Osten gibt es auch andere spannende Optionen, um seine Miles & More-Meilen einzulösen, beispielsweise mit Swiss, Turkish Airlines und besonders Ethiopian Airlines.
Etwa vier Wochen vor Abflug erhielt ich dann eine E-Mail von Lufthansa, dass mein Flug storniert wurde. Die Frequenz der Route MUC-DXB wurde von sieben Mal wöchentlich auf drei Mal reduziert, und mein Flug fiel dieser Änderung leider zum Opfer. Im Nachhinein bin ich jedoch sehr froh darüber, wie es letztlich gelaufen ist. Mir wurde die Möglichkeit geboten, meinen Direktflug auf einen Flug mit einem Zwischenstopp in Frankfurt umzubuchen. Normalerweise ist ein Flug von München nach Frankfurt nichts Besonderes, aber in diesem Fall wurde der Flug mit dem 787-9 Dreamliner von Lufthansa durchgeführt. Da ich die ‘neue’ Lufthansa Business Class schon lange testen wollte, ließ ich mir diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen.
3. Check-in
Der Check-in in München verlief reibungslos. Direkt nach dem Terminal Eingang gibt es eine Reihe von Business Class Schaltern, sodass man – zumindest in unserem Fall – kaum warten muss und direkt an die Reihe kommt.
Die freundliche Mitarbeiterin am Business-Class-Schalter nahm das Gepäck entgegen und informierte mich über den Zugang zur Business-Class-Lounge in München. Besonders positiv empfand ich, dass sie mich direkt darauf hinwies, dass meine Umsteigezeit in Frankfurt sehr knapp sein würde. Daher werde am Ankunftsgate ein Caddy auf mich warten, der mich direkt zum Abfluggate nach Dubai bringen würde. Ein äußerst angenehmer Service.
4. Boarding & Kabine
Das Boarding für unseren Flug verlief sehr angenehm und reibungslos. Zunächst wurden alle HON Circle-Mitglieder zum Boarding aufgerufen, danach folgten die Business-Class-Passagiere. Am Eingang des Flugzeugs wurde ich von einer Stewardess empfangen, die mich direkt zu meinem Sitz begleitete.
Lufthansa hat insgesamt 26 Business-Class-Sitze in ihren Boeing 787-9 Flugzeugen. Diese Sitze befinden sich alle zwischen den Türen eins und zwei und sind in einer 1-2-1-Konfiguration auf sieben Reihen verteilt. Genauer gesagt, handelt es sich um die Collins Aerospace Super Diamond Sitze im Reverse-Herringbone-Layout, welche man bei vielen Fluggesellschaften findet.
Ursprünglich waren diese Kabinen für Hainan Airlines vorgesehen, sodass Lufthansa nur Anpassungen an den Oberflächen, am Entertainment System und der Markenkennzeichnung vorgenommen hat. Dennoch fand ich, dass die deutsche Fluggesellschaft hervorragende Arbeit geleistet hat, die Kabine so zu gestalten, als wäre sie von Anfang an für Lufthansa gedacht gewesen. Die Kabine ist in Blau-, Braun- und Weißtönen gehalten, die zusammen eine elegante Atmosphäre schaffen und sich wunderbar mit dem orangefarbenen Kabinen-Licht vereinen.
Schon beim Betreten des Flugzeugs und dem Passieren des großen Lufthansa-Kranich-Logos an der Galley-Wand wird deutlich, dass das Business-Class-Erlebnis eine deutliche Verbesserung gegenüber der ‘alten’ Lufthansa Business Class ist.
Für Paare eignen sich die Mittelsitze sehr gut, allerdings gibt es auch einen verschiebbaren Sichtschutz, der zwischen den Sitzen hochgezogen werden kann, falls man neben einer fremden Person sitzt.
Ich persönlich bevorzuge natürlich immer einen Fensterplatz. Meistens sitzen wir, auch wenn wir gemeinsam reisen, voreinander, da wir beide den Fensterplatz der Mitte vorziehen. Wer gerne am Fenster sitzt, sollte jedoch die Reihe 5 meiden, da diese, wie in fast allen Dreamlinern, kein direktes Fenster hat. Alle Pods sind in einer 1-2-1-Konfiguration angeordnet und bieten jedem Passagier direkten Zugang zum Gang.
Nicht nur die Kabine, sondern auch die Sitze selbst sind in jeder Hinsicht eine deutliche Verbesserung gegenüber der alten Business Class von Lufthansa. Aber dazu später mehr.
5. Flugdaten
Flugnummer | LH103 |
Abflug | 11:00 |
Ankunft | 12:05 |
Flugzeit | 1:05h |
Typ | B787-9 |
Registrierung | D-ABPC |
Alter | 5 Jahre |
Kabine | Business Class |
Sitz | 6K |
6. Service / Essen & Trinken
Da es sich nur um einen einstündigen Flug handelte, fiel der Service entsprechend kurz aus. Bei 26 belegten Business-Class-Sitzen ist es für die Crew eine Herausforderung, alle Passagiere bei einer tatsächlichen Flugzeit von nur 45 Minuten rechtzeitig zu bedienen.
Trotz des sichtlichen Stresses des Personals, muss ich hier ein großes Kompliment aussprechen. Die Crew war stets freundlich und professionell und tat ihr Bestes, um all meine Wünsche zu erfüllen.
Zum Essen gab es einen Toast mit geräuchertem Lachs, etwas Streichkäse und Bulgur. Auch wenn die Mahlzeit nichts Besonderes war, hat alles recht gut geschmeckt. Menüs gab es auf diesem Flug leider nicht. Obwohl es auf solchen kurzen Flügen meistens keine Auswahl gibt, finde ich es immer eine nette Geste, wenn, wie beispielsweise bei Turkish Airlines, ein Menü ausgegeben wird.
Auch eine Getränkekarte gab es leider nicht, sodass man sich bei der Crew erkundigen musste, welche Getränke zur Verfügung stehen. Im Wesentlichen gab es jedoch alle Softdrinks, Bier, Wein sowie eine Auswahl an Spirituosen. Ich entschied mich für eine Cola und ein Bier zum Essen. Kurz vor der Landung ließ ich mir noch einen Kaffee im Becher geben.
Alles in allem war ich mit dem Service sehr zufrieden und beeindruckt, wie die Crew es geschafft hat, in so kurzer Zeit alle Business-Class-Passagiere zu bedienen.
7. In-Flight-Entertainment / WLAN
Der Lufthansa Dreamliner bietet nicht nur einen verbesserten Sitz, sondern auch aufgewertete Annehmlichkeiten und Unterhaltungssysteme.
Die großen 18-Zoll-Touchscreen-Fernseher sind deutlich größer und qualitativ hochwertiger als die, die man beispielsweise in der deutlich exklusiveren First-Class-Kabine der Boeing 747 der Fluggesellschaft findet. Es gibt außerdem eine große Touchscreen-Fernbedienung, die aus einem Staufach herausgezogen werden kann, falls man den Bildschirm nicht mit ausgestrecktem Arm bedienen möchte. Ich ließ den Fernseher (wie so oft) auf die sehr anpassbare Flugkarte eingestellt, die von FlightPath3D betrieben wird.
Obwohl die Fernseher über moderne Hardware verfügen, unterstützt die veraltete Unterhaltungssoftware von Lufthansa nicht alle neuen Funktionen. Zum Beispiel kann die Fernbedienung nicht als zweiter Bildschirm verwendet werden, wie es bei anderen Fluggesellschaften üblich ist. Stattdessen wird auf der Fernbedienung durchgehend die Flugkarte angezeigt.
Falls eure Kopfhörer keinen zweipoligen Audioanschluss unterstützen, müsst ihr die eingebauten AKG N60-Geräuschunterdrückungskopfhörer verwenden. Bei einem Stückpreis von fast 150 US-Dollar ist es keine Überraschung, dass Lufthansa diese Kopfhörer fest mit der Buchse verschraubt hat (im Amenity Kit befinden sich Ohrstöpselüberzüge, um die Hygiene zu gewährleisten). Allerdings fand ich die Kopfhörer nicht besonders überzeugend. Zum Glück kann man auch eigene Bluetooth-Kopfhörer mit dem Unterhaltungssystem verbinden, was für viele Passagiere sicherlich angenehmer ist.
Lufthansa bietet auf ihren 787-9 auch WLAN an. Da es sich jedoch nur um einen einstündigen Flug von München nach Frankfurt handelte, informierte uns die Kabinenbesatzung vor dem Start, dass das WLAN für diesen Flug nicht in Betrieb sein würde.
8. Sitz / Bett & Komfort
Diese Reverse-Herringbone-Pods sind alle vom Gang abgewandt und bieten, wie ich fand, viel Privatsphäre. Lufthansa hat sich für die Standardkonfiguration des Collins Super Diamond Produkts entschieden und keine Schiebetüren wie British Airways und Etihad hinzugefügt.
Der Sitz verfügt über die typischen Merkmale der Collins Aerospace-Sitze, darunter zwei Fächer an der Seite. Das hintere Fach ist relativ flach und eignet sich gut zum Verstauen von Gegenständen wie einer Brille oder einem Telefon, während das vordere Fach die Steuerung für das Entertainment-System, Kopfhöreranschlüsse, eine AC-Steckdose und einen USB-A-Anschluss beherbergt.
Unter diesen Konsolen befindet sich ein kleiner, gut platzierter Monitor, der die Sitzfunktionen steuert. Die Armlehne, die auf Knopfdruck angehoben oder abgesenkt werden kann, dient ebenfalls als Stauraum. Lufthansa platziert hier während des Boardings eine Wasserflasche und (auf Langstrecken) ein Amenity Kit.
Der Klapptisch wird unter dem Entertainment-Monitor hervorgezogen und ist im verstauten Zustand in der Mitte gefaltet. Vollständig ausgezogen, bietet er eine angenehm große Arbeitsfläche.
Für meinen Flug wählte ich den Sitz 6K, einen Fenstersitz in der vorletzten Reihe. Da ich häufig Fotos und Videos mache, sitze ich gerne weiter hinten, da man hier meist mehr Ruhe hat. Auf den ersten Eindruck fühlte ich mich sofort wohl in meinem Sitz. Der Sitz ist angenehm breit und gut gepolstert, sodass er sich direkt sehr gemütlich anfühlte. Leider muss, wie bei vielen anderen Fluggesellschaften, während dem Start und der Landung ein unbequemer Schultergurt getragen werden.
Alle Pods lassen sich auf Knopfdruck in zwei Meter lange, flache Betten umwandeln. Die Polsterung des Sitzes war bequem, und der Fußraum bot mir mit meiner Körpergröße von 1,93 m genügend Platz, um mich flach hinzulegen – etwas, das für mich nicht immer selbstverständlich ist.
Es gibt sogar eine kleine Staukabine in der Nähe des Fußraums, die sich ideal für die Aufbewahrung meiner Schuhe während des Fluges erwies.
Für die 26 Business-Class-Passagiere stehen drei Toiletten zur Verfügung: eine kleinere vorne hinter dem Cockpit und zwei größere Toiletten hinter der Kabine. Ich würde empfehlen, die hinteren Toiletten zu nutzen – sie sind nicht nur größer, sondern verfügen auch über dimmbare Fenster. Besonders positiv fiel mir auf, dass die Crew streng darauf achtete, dass die hinteren Toiletten nur von Business-Class-Passagieren genutzt wurden. Mehrmals sah ich, wie eine Stewardess freundlich Passagiere aus der Economy-Class bat, die anderen Toiletten zu verwenden.
Alles in allem stellt dies eine erhebliche Verbesserung des Premium-Kabinenprodukts von Lufthansa im Vergleich zu den alten Business-Class-Sitzen dar. Allerdings bedeutet diese Veränderung auch eine Reduzierung der Premium-Kapazität. Zum Beispiel verfügen die Lufthansa A350-900s über 48 Business-Class-Sitze, während diese Kabine nur knapp die Hälfte davon bietet. Langfristig ist das möglicherweise nachteilig in Bezug auf die Verfügbarkeit von Prämien- und Upgrade-Möglichkeiten.
9. Amenities / Extras
Da es sich um einen kurzen Inlandsflug handelte, gibt es nur wenig zu den Amenities zu berichten. Am Sitz fand ich lediglich eine Wasserflasche und Überzüge für die Kopfhörer. Auf Anfrage erhielt ich zudem ein Kissen und auch eine Decke wäre auf Wunsch verfügbar gewesen.
Auf Langstreckenflügen bietet Lufthansa natürlich deutlich mehr, darunter ein vollständig ausgestattetes Amenity Kit sowie einen Bettbezug und Bettwäsche.
10. Fazit
Alles in allem war der Flug im Lufthansa Dreamliner eine sehr angenehme Erfahrung, auch wenn es sich nur um einen kurzen Inlandsflug handelte. Der neue Business-Class-Sitz überzeugt durch Komfort und Privatsphäre. Vor allem die Qualität der Ausstattung und das durchdachte Design der Kabine haben mich wirklich begeistert.
Besonders beeindruckend fand ich die großzügige Breite des Sitzes sowie den hervorragenden Liegekomfort, selbst für größere Passagiere wie mich. Auch wenn der Service aufgrund der kurzen Flugzeit begrenzt war, zeigte die Crew vollen Einsatz, um alle Passagiere bestens zu betreuen.
Langstreckenflüge dürften mit dieser neuen Business Class von Lufthansa definitiv ein luxuriöses Erlebnis sein und eine große Verbesserung zur momentanen Business Class.
Lufthansa hat mit dem Dreamliner einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht, um ihr Premium-Kabinenprodukt deutlich zu verbessern. Wenn jetzt der Rest der Flotte noch auf die neue Allegris Business Class überarbeitet wird, kann sich Lufthansa durchaus wieder sehen lassen.
★★★★★ Unser Fazit: 4.5 von 5 Sternen
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